
Mahner in der Wüste
Als vor mehr als vierzig Jahren der Kongreß „Mut zur Erziehung“ stattfand, sollte das eine Signalwirkung haben, ähnlich wie die Veranstaltung zur „Tendenzwende“ einige Jahre zuvor. Nach einer Phase der Reformeuphorie und der großen Erwartungen, die man in die „Bildungsexpansion“ der sozial-liberalen Ära gesetzt hatte, schien es an der Zeit, Bilanz zu ziehen, das Scheitern der Hoffnungen einzugestehen und zum Bewährten zurückzukehren: Leistung statt Gleichmacherei, Sachlichkeit statt Indoktrination, Erziehung statt Sozialisierung.
Der Kongreß war eine Veranstaltung der Desillusionierten, und unter seinen Rednern fehlte ein Mann, der gar nicht erst enttäuscht werden mußte, weil er die Täuschung von vornherein als solche durchschaute: Wolfgang Brezinka hatte schon 1972 einen schmalen Band mit dem Titel „Die Pädagogik der Neuen Linken“ veröffentlicht, eine scharfe Abrechnung mit seinen Gegnern in der Erziehungswissenschaft.
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