
Der Höllenjodler von Teufelsthal
Der Höllenjodler von Teufelsthal
Neulich war ich zur Vernissage einer vollkommen zu recht unbekannten Künstlerin eingeladen und musste mir meine Hors-d’œuvre mit einer Laudatio verdienen, was ich sehr ungern gemacht habe. Aber was tut man nicht alles für eine kostenlose Mahlzeit, und wahrscheinlich kann ich diese Eigenschaft im Alter ganz gut brauchen. Es ist ja nicht mehr so weit hin, und ich gehe davon aus, dass der Markt für Trauerredner bei uns Baby-Boomern erst noch im Kommen ist. Herrgott ja: Ich bin käuflich. Aber billig. Noch.
Nach 15 Minuten Lobhudelei und Küsschen-Küsschen stehen wir in Erwartung des Buffets dann so an den Stehtischen zusammen, als mich eine Dame in meinem Alter anspricht. „Sie kommen mir bekannt vor…“ eröffnet sie das Gespräch. „Oh“, entgegnete ich, „Sie mir zu meinem Bedauern nicht. Ein Verlust für mich.“ Ich reiche ihr über den Tisch die Hand, vorsichtig, um nicht das Glas mit dem Primitivo umzuwerfen. „Thilo Schneider“, stelle ich mich vor. „Annegret Ypsilon“, gibt sie erwartungsvoll zurück und dann, ohne Umschweife: „Ich glaube, ich habe Sie schon einmal im Fernsehen gesehen. Haben Sie nicht mit Peter Klawuttke gedreht?“
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