Erdingers Absacker: Es geht alles den Bach runter

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+++ „BILD“-Chefredakteur Julian Reichelt wurde von Springer-Vorstand Mathias Döpfner „neutralisiert“, offiziell also von seinen Verpflichtungen „freigestellt“. Die Begründung ist so fadenscheinig, wie sie alt ist: Julian Reichelt soll einer dieser bösen Männer sein, die attraktive weibliche Untergebene mit dem Versprechen auf einen Karrieresprung sexuell gefügig machen. Bereits 2016 hatte er einem Bericht in der „New York Times“ zufolge befürchtet, das Bekanntwerden seiner Affäre mit einer Verlagsangestellten könne zugleich das obere Ende seiner eigenen Karriereleiter bei Springer markieren. Die Gute habe damals aber zugunsten von Reichelt ausgesagt, so daß er dann im Jahr darauf „BILD“-Chefredakteur werden konnte. Reichelt hatte seither „BILD“-TV vorangetrieben und war im vergangenen Jahr mit harscher Kritik an der Corona-Politik der Regierung aufgefallen, etwas, das der Bundesregierung nicht geschmeckt haben dürfte. Trotz heftiger Auflagenverluste in den vergangenen Jahrzehnten ist „BILD“ noch immer das Massenblatt Nummer eins in Deutschland. Unter Springer-Vorstand Mathias Döpfner schickte sich „BILD“ an, zur weltweit größten Digital-Medienholding zu werden. Döpfner war auf Einkaufstour jenseits des Atlantiks gegangen und hatte „Business Insider“ für Springer eingekauft, zuletzt ging „Politico“ für eine Milliarde Dollar über den Ladentisch. Ein inexistenter Vermutungs-Experte hält die Kritik an Reichelts Personalführung für vorgeschoben und sagt, es sei bestimmt kein Zufall, daß Reichelt gerade zu dem Zeitpunkt „freigestellt“ wird, zu dem Verhandlungen über eine Ampelkoalition laufen. Jedem der drei Koalitionäre in spe dürfte klargewesen sein, daß von Reichelt nicht viele freundlichen Worte zu erwarten gewesen wären. Zudem sei Reichelts „BILD“-TV mit dem Versprechen an den Start gegangen, die Informations- und Meinungslücken zu schließen, welche die Öffentlich-Rechtlichen, also ARD und ZDF, in immer größerem Ausmaß hinterlassen. Zu allem Überfluß bringe es dem Springer-Verlag auf seinem Weg zum globalen Digitalmedienkonzern auch nichts, sich mit den Meinungsführern im Silicon Valley anzulegen. Schließlich hänge der geschäftliche Erfolg von „Springer Digital“ wesentlich daran, sich „Google“ nicht zum Feind zu machen. Es sei also zu vermuten, daß Reichelt zuletzt eine schier übermächtige Allianz gegen sich hatte, die zwar jeweils unterschiedliche Interessen verfolgt, zusammen aber letztlich Reichelt als einen „Stein“ auf ihrem Weg identifiziert hätten, den es aus dem Weg zu räumen gelte. Auch an einen unterstützenden Lesben-Putsch gegen Reichelt sei zu denken, wie ein Tweet von Boris T. Kaiser insinuiere. Nach Reichelts Freistellung laufe die Katze bei „BILD“ auch wieder auf den alten Füßen. Einen Tag nach senem „Rauswurf“ forderte „BILD“ bereits wieder „mehr Zuwanderung“, eine Forderung, die unter Reichelt niemals erhoben worden wäre, jedoch bestens zur rot-grünen Agenda paßt. +++

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