Der NRW-Chef bringt sich als Kanzlerkandidat in Stellung

Tichys Einblick

Schon einmal begann eine politische Operation, die dann einen CDU-Chef das Amt kostete, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Dezember 1999 platzierte die damalige Generalsekretärin Angela Merkel dort einen Text, in dem sie dem damaligen Ehrenvorsitzenden Helmut Kohl faktisch den Stuhl vor die Tür setzte – und nebenbei noch die Autorität des Interimschef Wolfgang Schäuble beschädigte. Der stürzte wenig später im Jahr 2000 – und Merkel nahm seinen Platz ein.

Im Juni 2023 erinnerte der Ministerpräsident und CDU-Chef von Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst ganz an diese Historie, als er der FAZ einen Gastbeitrag mit der Überschrift „Das Herz der CDU schlägt in der Mitte“ schickte. Der Subtext lautete: Diese Mitte markiert er, Wüst. Und nicht Parteichef Friedrich Merz, den Wüst mit keinem Wort erwähnte. Merz in Berlin deutete die Wortmeldung zutreffend als Anspruch des NRW-Chefs auf die Kanzlerkandidatur. Zwar signalisiert Wüst in Hintergrundgesprächen, er würde als Kandidat und dann als Kanzler Merz in seiner Funktion als Vorsitzenden nicht in Frage stellen. Jeder, der christdemokratische Geschichte etwas kennt, weiß allerdings: Wer einmal im Kanzleramt sitzt, sicherte sich nahezu immer auch rasch den Vorsitz, anders als in der SPD Helmut Schmidt und heute Olaf Scholz. Als einzige Ausnahme regierte Ludwig Erhard von 1963 an drei Jahre lang, ohne auch nach dem Spitzenposten der Partei zu greifen. Das tat er erst 1966 – zu spät, nämlich ein Jahr vor dem Ende seiner kurzen Kanzlerschaft.

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